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 Seidorov

link 25.05.2010 0:07 
Subject: Klinisch reiner Prototyp Kopf des Monats : Ulf Schneider, Vorstandschef des Gesundheitskonzerns Fresenius. Fresenius ist ein Konstrukt der besonderen Art. Nicht nur, dass sich der Klinikumbetreiber und Arzneihersteller bei seiner Hauptversammlung am 12. Mai die Umwandlung von seiner Europäischen Aktiengesellschaft (SE) in eine KGaA absegnen lässt. Das zementiert die Macht der Anteilseignerin Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die nach dem letzten Willen der früheren Firemeneignerin Fresenius` Unabhängigkeit sichern soll-und die Ohnmacht an anderen Aktionären, die kaum Einfluss bei Fresenius haben. Auch fällt der Konzern dadurch auf, dass es ihn zweimal im DAX 30 gibt. Dort ist auch die Tochter Fresenius Medical Care (FMC) gelistet. Der weltweit führende Blutwäschespezialist spült einen Teil seiner Gewinne in die Fresenius-Kasse. Zudem sin die Geschäfte beider Firmen krisenfest und wachsen sogar Konjukturabstürzen. Das Auffälligste an Fresenius ist allerdings ein 44-jähriger Prototyp kulturvierter Unauffälligkeit: Unternehmer Ulf Schneider. Der promovierte Betriebswirt mit Studienabschlüssen der Elitenuniversitäten St. Gallen und Harvard übernahm 2003 die Fresenius-Führung. Noch immer gibt es keinen jüngeren Vorstandsboss im DAX. Und keinen, der sich trotz erfolgreicher Arbeit emotionsloser gibt. Etwa, als Fresenius im Frühjahr 2009 zu FMC in den DAX 30 aufstieg. Die Reaktion von Schneider fin.
Klinisch reiner Prototyp

Kopf des Monats : Ulf Schneider, Vorstandschef des Gesundheitskonzerns Fresenius.

Fresenius ist ein Konstrukt der besonderen Art. Nicht nur, dass sich der Klinikumbetreiber und Arzneihersteller bei seiner Hauptversammlung am 12. Mai die Umwandlung von seiner Europäischen Aktiengesellschaft (SE) in eine KGaA absegnen lässt. Das zementiert die Macht der Anteilseignerin Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die nach dem letzten Willen der früheren Firemeneignerin Fresenius` Unabhängigkeit sichern soll-und die Ohnmacht an anderen Aktionären, die kaum Einfluss bei Fresenius haben. Auch fällt der Konzern dadurch auf, dass es ihn zweimal im DAX 30 gibt. Dort ist auch die Tochter Fresenius Medical Care (FMC) gelistet. Der weltweit führende Blutwäschespezialist spült einen Teil seiner Gewinne in die Fresenius-Kasse. Zudem sin die Geschäfte beider Firmen krisenfest und wachsen sogar Konjukturabstürzen.
Das Auffälligste an Fresenius ist allerdings ein 44-jähriger Prototyp kulturvierter Unauffälligkeit: Unternehmer Ulf Schneider. Der promovierte Betriebswirt mit Studienabschlüssen der Elitenuniversitäten St. Gallen und Harvard übernahm 2003 die Fresenius-Führung. Noch immer gibt es keinen jüngeren Vorstandsboss im DAX. Und keinen, der sich trotz erfolgreicher Arbeit emotionsloser gibt.
Etwa, als Fresenius im Frühjahr 2009 zu FMC in den DAX 30 aufstieg. Die Reaktion von Schneider? Er soll seinen Führungskräften eine Folie präsentiert haben, auf der stand: „ Ein Grund zum Feiern? Für exakt zwei Sekunden.“
Jubeln wird wohl auch kaum, nur weil sein Unternehmen im Weltwirtschaftskrisenjahr 2009 keine Arbeitsplätze gestrichen, sondern viele geschaffen hat. Oder FMC dank der Gesundheitsreform in den USA wohl bald Hunderttausende neue Patienten bekommt. Nur keine Party, bloß weil die Aktien von FMC so hoch im Kurs stehen wie nie zuvor. Oder die Fresenius-Aktien eifrig hinterherklettern. Und 2010 wieder ein Rekordjahr für Fresenius werden soll. Feiernd sieht man Schneider nie, bestenfalls lächelnd. Zeigt er dabei einmal die Zähne, wirkt das bei ihm schon fast wie ein Gefühlsausbruch.
Wenn der- sich sonst nach Kräften abschottende-Fresenius-Chef im Mai bei der Hauptversammlung erscheinen muss, wird er das wie immer tun: perfekt sitzendem Tuch, blitzblanken polierten Schuhen, den Schopf sauber gescheitelt, Gesten und Mimik kontrollierend. Er wird reden wie gedrückt: kein „ähm“, kein Witz, kein Versprecher. Schneider gibt sich glatt bis zum Gehtnichtmehr, ohne Ecken, Kanten, Angriffsflächen.
Kritiker, die etwa enttäuschende Ergebnisse des 2008 übernommenen US-Arzneiherstellers APP oder gar die Machtfülle der Fresenius-Stiftung bemängeln, schläfert er beinahe ein- im Stile einer personifizierten Beruhigungspille. Ganz nach dem Geschmack eines anderen Mannes im Hintergrund.
Der heißt Dieter Schenk, ist Anwalt und zieht in diversen Kontroll- und Entscheidungsgremiem von Fresenius die Strippen. Er beherrscht als einer der Testamentsvollstrecker Else Kröners die Stiftung mit, über die wiederum Schneider und Fresenius` Expansion vorantreibt.
Seit Jahren liegt Schenk im Zwist mit Else Kröners Stieftochter Gabriele. Sie wirft ihm Ämterhäufung vor und der gemeinnützigen Stiftung, nicht gemeinnützig zu sein. Die Stiftung speist sich aus Fresenius-Gewinne, mit denen sie medizinische Forschungen fördern soll. Laut Gabriele Kröner tut sie das zu wenig.
Sähe die Justiz die ebenso, hätte die Stiftung womöglich Steuervorteile rechtswidrig beansprucht. Ein daraus folgender Imageschaden könnte auch Fresenius zu schaffen machen. Denn das Gesundheitsgeschäft ist hochpolitisch. So will der Konzern weiter Kliniken von klammen Kommunen kaufen. Um Zuschläge zu bekommen, braucht Fresenius eine weiße Weste. Dass Saubermann Schneider sie klinisch rein zu halten, nützt daher alle Aktionären.

 

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